Wie politisch dürfen die PfadfinderInnen sein?
Ende des vergangen Schuljahres sind die Oberösterreichischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen als 58.Organisation dem OÖ. NETZWERK GEGEN RASSISMUS UND RECHTSEXTREMISMUS beigetreten. Das Landesleitungsteam hat in seinem
Treffen im Juni 2010 diesen Beitritt beschlossen.
Wir haben uns diese Entscheidung nicht einfach gemacht, sondern mindestens ein Jahr lang diskutiert und Informationen zu diesem Thema eingeholt. Schließlich hat im Mai die Präsidiale beschlossen, dass die Entscheidung im Landesleitungsteam fallen soll. Und wir haben uns einstimmig (bei einer Enthaltung) dafür ausgesprochen, beim Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus mitzutun.
Das Netzwerk tritt gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf, wir PfadfinderInnen teilen diese Haltung, wir sind gegen Gewalt und Intoleranz, egal ob sie nun von Rechts oder Links kommt. Wir sind gegen menschenverachtende Ideologien, wir sind für die Menschen.
Aufgrund der historischen Ereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in unserer nächsten Umgebung und des verstärkten Wiederauftretens von rechtsradikalem Gedankengut ist ein Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus wichtiger denn je.
Im Zusammenhang mit dem Beitritt zum OÖ.NETZWERK GEGEN RASSISMUS UND RECHTSEXTREMISMUS sei auch auf die Resolution gegen Rechtsextremismus, die Teil der Verbandsordnung der Pfadfinder und PfadfinderinnenÖsterreichs ist, verwiesen.
Politik bedeutet, sichmit dem Gemeinwesen (demStaat) auseinanderzusetzen und auch Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen. Wenn im Ziel der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs von „bewussten Staatsbürgern und eigenverantwortlichen Persönlichkeiten“ die Rede ist, dann haben PfadfinderInnen das Recht und die Verpflichtung, Stellung zu beziehen. Als Einzelne oder als Organisation.
An dem Tag, an dem dieser Artikel geschrieben wurde, musste Arigona Zogaj mit ihrer Familie Österreich verlassen. Dass eines der reichstenLänder der Erde somit Menschen umgeht, ist eine Schande. Dass wir als PfadfinderInnen uns nicht lauter für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen, ist schade und auf alle Fälle zu verbessern.
An dem Tag, an dem dieser Artikel geschrieben wurde, engagierten sich die Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs gemeinsam mit der internationalen Pfadfinderbewegung bei der internationalen WeltAIDSKonferenz 2010 in Wien. Außerdem sind die PPÖ neuer Kooperationspartner des Life Ball 2010. Auch das ist politisches Engagement.
Für den Oberösterreichischen Landesverband sehen wir es als Verpflichtung an, uns mehr im politischen Bereich zu engagieren. Damit ist natürlich keine Parteipolitik gemeint, obwohl das Engagement bei einer demokratischen Partei sich für PfadfinderInnen keinesfalls ausschließt, ganz im Gegenteil. Wenn die Grundsätze der Pfadfinder in die Parteien getragen werden, ist das nur zu begrüßen.
Die Diskussionen in Landesleitung und Präsidium zum Thema Netzwerk waren spannend und aufschlussreich, wir würden uns sehr freuen, wenn auch im JAM in Zukunft mehr über das politische Engagement der oberösterreichischen PfadfinderInnen zu lesen ist.
Und wir freuen uns über Leserbriefe!
Susi Windischbauer und Andreas Hofinger
Landesleitung