Die Aufzeichnungen einer furchtlosen Wildnisforscherin

von Isa Bachleitner aus Wels


Sonntag, 14. August
Zenitstand
Heute wurde meine Überlegenheit und mein Mut aufs Härteste erprobt, als sich Wecker und Bett um 6 Uhr 45 gegen mich verbündeten. Diese Schlacht gewann ich. Gespannt und bereit für alles was kommen möge, erwartete ich meine Kumpanen beim logistischen Hauptquartier unseres Urwaldes. Doch meine Mannschaft blieb geschmälert. Schließlich bugsierte uns unser „Papa“ zum Einstieg in die Wildnis. Hier schleppten wir uns nun, durch die Macht der Sonne gepeinigt, zu unserem Lager, wo wir unsere weiteren Komplizen treffen würden, die schon mit dem Aufbau unseres Lagers beschäftigt waren.

Später
Unser Forschungstrupp: 17 Wildnisforscher und Wildnisforscherinnen haben es gewagt allen Stürmen zu trotzen und die Wildnis unter die Lupe zu nehmen. Magdi aus Leonstein, Öma und Michi aus Kronsdorf (?), Flo und Elias aus Kremstal, Andi aus Hörsching, Jana und Lena aus Linz, Fabian, Peppy, Ida und Kathi aus Vorchdorf und Kathi, Anna, Hannah und Isa aus Wels. Alle sind unerschrockene Neugierdsnasen, deren Ungestüm von guter Hand gelenkt wird. Diese Aufgabe übernehmen Uli, Klaus, Irene, Stefan, Paul und Susi. Die letzte im Bunde ist Caro, die leider das Krankenbett und nicht den Nationalpark wählen musste.

Wir haben nun unsere Zelte bezogen und sind mithilfe unserer notwendigen Lebenshilfen, wie unserem 5-Jahres-Horoskop, bereit für alles. Gerade haben wir die Bäche und Steinhänge rund um unser Territorium erforscht. Lebensgefährliche Rutschen und halsbrecherische Sprungtürme wurden entdeckt. Unsere  Stammesoberhäupter bereiten unser Abendessen vor. Semmelknödel mit Schnittlauchsoße. Klingt ungefährlich.

Morgengrauen
Unsere Oberknödelmacherin Susi musste das Forschungslager frühzeitig verlassen.  Heute Nacht mussten wir unser aufgeschlagenes Lager gegen Werwölfe wappnen, die wie von Sinnen wüteten. Da half nur Gitarrenmusik und begeisterte Pfadhymnen. Die endgültige Vertreibung war ein überraschender Wolkenbruch, der auch uns hartgesottene in die Zelte zwang. Morgen beginnen die Entbehrungen, die wir für die Wissenschaft auf uns nehmen.

Montag, 15. August
Nachmittagsstunde, Weingartalm
Wir trafen auf die eingeborenen Experten, die uns so gut es geht an ihrem Wissen teilhaben lassen wollen/sollen/können/müssen. Da wäre zu einem Hermann, ein Mensch voller interessanten Geschichten, Mary mit einem besonderen Blick für rund um sie und Sigi, eine Wildnisexpertin in Ausbildung.

Nach gegenseitiger Musterung und Akzeptanz wurden wir in der überlebensnotwendigen Fähigkeit der Orientierung eingewiesen. Unseren Aufbruch verzögerte ein erneuter Regenschauer, das Wetter war zwar den ganzen Tag nicht von berauschender Sorte gewesen, jedoch zwang uns dieser Wetterumschwung endgültig in unser Hauptzelt. Doch es wären nicht wir furchtlosen Forscher gewesen, wenn wir klein beigegeben hätten. Mit mehr oder weniger dichter Regenausstattung marschierten wir unseren Weg zur Weingartalm. Wir kamen in Berührung mit wilder Exsistenz. Alpensalamander und Pferde kreuzten unseren Weg.

Später, Hintermoos
Mit modernsten Geräten konnten wir auf einer Lichtung Lebewesen auf Bildmaterial festhalten. Somit waren wir in der Lage Rotwild, sogar eine Wildsau und seltsame Spezies namens Wanderer und Radfahrer nachzuweisen. Vom Regen mittlerweile in Mitleidenschaft gezogen wanderten wir mit quietschenden Wanderschuhen nach Hintermoos, wo wir vor einer Schlammkuhle eine zweite Fotofalle installierten. Nun sind wir mit unserem Tagwerk zufrieden und kehren zurück.

Abend, Zentrale
Der Regen verhindert einen möglichen Ausbruch einer Epidemie, weil wir nun alle wieder gewaschen sind. Vorher ließen wir unserem Gemüt als WildnisforscherInnen freien Lauf, als wir uns auf den entbehrenden Rückweg machten. Nur mit einer Karte ausgestattet zogen wir durch die unerorberte Landschaft  und überquerten reißende Bäche und saftige Wiesen auf steilen Hängen. Mit dem Regen als ewiger Begleiter legten wir unsere letzte Etappe auf einer ehemaligen Forststraße zurück, die sich die Natur langsam aber gnadenlos zurückerobert.

In unserem Hauptquartier gab es als Belohnung für die selbstlosen Entbehrungen warme Nudeln, zubereitet von unseren zwei „Gsöchten“, die keine Mühen scheuten, um uns später eine überwältigende Gesangseinlage zu bieten. Damit wurden die Lagerfeuer-Werwölfe nach ihrem Wüten doch noch verscheucht.
Unsere Wildnisforscherin Kathi ist nun aus ihrer Italienexpedition zurückgekehrt und zu uns gestoßen.

Dienstag, 16. August
Lager, Zenitstand
Wir beschäftigen uns mit unserem Lebenselixier, dem Wasser. Bei unserem Lagerplatz münden zwei Bäche ineinander, der Rumpelmayrreith-Bach und die Krumme Steyerling. Wir ließen keinen Stein auf dem anderen und opferten bereitwillig unsere Körptertemperatur in den Zehen, um auf Wassertierchen zu stoßen und diese zu erforschen.

Krumme Steyerling(2 Forscherteams) beheimatete: 7 Eintagsfliegenlarven, 4 Steinfliegenlarven, 4 Köcherfliegenlarven, 8 Kriebelmückenlarven und 2 Kriebelmückenpuppen und 1 Strudelwurm.

Im Rumpelmayrreith-Bach (3Forschungsteams) waren zu finden: 24 Eintagsfliegenlarven, 10 Steinfliegenlarven, 7 Köcherfliegenlarven, 20 Köcherfliegenlarven ohne Köcher, 6 Kriebelmückenlarven und -puppen, 20 Strudelwürmer, und weiteres. (2 Schnecken ohne Gehäuse, 10 kleine, schwarze wurmige Viecher, und 1 anderes Getier)

Wir beschäftigten uns außerdem mit der Messung der  Temperatur und der Leitfähigkeit der zwei Bäche. Die Ergebnisse unserer sorgfältigen Messungen:

Rumpelmayrreith Bach

Rumpelmayrreith Bach

Krumme Steyerling

Krumme Steyerling

Uhrzeit

Temperatur (°C)

Leitfähigkeit (Mikrosiemens/cm)

Temperatur (°C)

Leitfähigkeit (Mikrosiemens/cm)

11:45:00

11,3

343

12,4

340

14:45:00

12,7

343

14,3

340

17:45:00

12,6

342

13,8

340

20:55:00

11,3

12,2

Weil wir Naturmenschen mit der modernen Technik nicht so vertraut sind, passierte ein kleines Missgeschick, das uns verwehrte die Leitfähigkeit weiterhin zu prüfen.

Abendessenszeit, immer noch Zentrale
Am Nachmittag wurden wir in die Kunst des Überlebens ohne unnatürliche Hilfsmittel eingeweiht. Theoretisch müssten wir nun Feuer ohne Feuerzeug oder Ähnlichem machen können. Bei uns hat es auch praktisch fast geklappt. Um auch in freier Wildbahn kultiviert speisen zu können, fertigten wir uns Holzbesteck. Bei manchen blieb es ein unförmiges Stück Holz, andere waren in der Lage ein wirkliches Kunstwerk zu schaffen. Wir werden mit einer Grillerei kulinarisch versorgt, dann kommt unser legendärer Abendhockrrr. Das Wetter ist ausgezeichnet, es trübt nur, dass wir Abschied von Sigi nehmen müssen, die sich in Richtung Zivilisation verabschiedet.
 
Mittwoch, 17.August
vor Mittag, am Gipfel des Größtenberges bzw in den Tiefen der Eiskapelle
Kaum zu glauben, aber der letzte Forschungstag unserer tollkühnen Expidition ist angebrochen. Dabei haben wir erst einen Bruchteil von der Wildnis erschnuppert. Um eine andere Perspektive zu gewinnen, erklimmen wir Hänge und Gipfel. Unser Trupp teilte sich und so hievten sich Magdi, Jana, Lena, Peppy, Kathi, Hannah, Anna, Isa, Uli, Irene, Klaus und Hermann auf den Größtenberg. Paul, Ida, Kathi, Schröcki, Flo, Andi, Öma, Michi, Stefan und Mary observierten die Eiskapelle.

Wieder hören und sehen wir viel Interessantes und Wissenswertes, die Natur überrascht uns weiter mit ihrer Vielfältigkeit und ihrem Reichtum. So wissen wir nun auch, dass spiegelnde Sonnenbrillen und Latschen wunderbare Spielzeuge sind - Treibsand nichts dagegen - und das manches Eis  beim Schmelzen seine Konsistenz gut behält.

Nachmittag, wieder Zentrale

Der Rest des Tages verlief, wie die heutige Jugend sagen würde „Tschüd“. Ein paar kontrollierten noch die aufgestellten Fotofallen, bei denen wieder kein Luchs gesichtet wurde, sondern zwei Aufnahmen eines Rotwilds geschossen wurden. Ansonsten nützten wir die wärmenden Sonnenstunden um uns im Bach treiben zu lassen. So schwer es auch zu begreifen ist, unsere nervenaufreibenden Forschungstage neigen sich dem Ende zu und so nützen wir die verbleibenden Stunden mit unseren Nationalparkranger und dokumentieren unsere Eindrücke, Erkenntnisse und Erlebnisse auf  visuellen Aufnahmegeräten. Unser eingespieltes Forscherteam erlebte tolle tollkühne und erlebnisreiche Tage in den unzivilisierten Winkeln unseres Landes.

Donnerstag, 18. August
Erste Sonnenstunden, Rückkehr zur Zentrale
Ein paar Größtenbergbesteiger nützten die (sehr) morgendlichen Stunden, um ebenfalls die Eiskapelle zu besichtigen. Mit beeindruckender Orientieungsgabe Stefans wurden Peppy, Fabian, Andi, Hannah, Anna, Kathi, Klaus und Isa bei Mondlicht zur Höhle geleitet. Das ausgiebige Lagerfeuer am Vortag hatte (fast) keine Spuren hinterlassen und so war die Gruppe für den goldenen Sonnenaufgang und die kalte Höhle höchst motiviert.

Mittag
Der Abbau ist im vollen Gange, überall liegen Zelte zum Trocknen, Rücksäcke liegen quer auf dem Lagerplatz verstreut und ein blauer Bus wird mit Kisten und Material gefüllt. Kaum zu glauben, dass die sorgsam vorbereiteten Tage nun endgültig am Ende sind. Mit der festen Absicht wieder hierher zurückzukehren brechen wir zum Parkplatz auf, um von dort weiter zur logistischen Zentrale in Molln zu fahren.

15 Uhr, Molln
Als Belohnung für unsere Entbehungen und übernächteten Gemüter bekommen wir vom Nationalpark ein Eis oder ein Getränkk gesponsert. Die Zivilisation hat uns wieder eingeholt. Bei einer endgültigen Abschlussrund und viel „Gut Pfad“-Wünschen verabschieden wir uns mit der Aussicht uns im September wieder zu sehen und vielleicht wieder einmal zusammen die Wunder unserer Natur zusammen aufzudecken.